Sonntag, 7. September 2014

Festgefahren am Fährhafen Igoumenitsa

Freitag 29.8. - Samstag 30.8.2014
Xanthi - Igoumenitsa - Fähre - Ancona.








Mit Euros ausgestattet startete ich in Xanthi mit dem Ziel Fährhafen Igoumenitsa. Da ich keine Überfahrt nach Italien gebucht hatte, habe ich mich auf die mehrfache Aussage gestützt, dass in dieser Zeit es kein Problem sei eine Deckpassage mit Motorrad auch kurzfristig zu bekommen. In der Realität spielt sich doch manches anders ab.

Auf den sehr guten Autobahnen in Griechenland, waren lediglich die vielen mit Graffitis verunstalteten Autobahnschilder zu beanstanden. Ansonsten ging mit einer Reisegeschwindigkeit von ca. 130 km/h  und dem ungewöhnlich geringen Autobahnverkehr, zügig voran. An den acht Mautstellen bis Igoumenitsa zahlte ich jeweils cash und pauschal die 1,70 € (PKW jeweils 2,40€). Meine Schuld von 1,70€  hatte ich inzwischen auch bezahlt und ein snack an einem wilden Grill direkt nach der Mautstation eingenommen, somit war ich sorgenfrei und hing mit meinen Gedanken dem Erlebten etwas hinterher.

 
Linker Hand die Grillstation, über die Leitplanke. Im Hintergrund die Mautstelle




Das Thema Sicherheit hat mich natürlich vor und während der Reise sehr beschäftigt. Entgegen allen Befürchtungen und Ratschlägen, diese Reise in der Form durchzuführen, habe ich als einzelner Motorradfahrer nun die Erfahrung gemacht. Es war nie eine Nebensache und sollte auch von jemand, der dieses nachmachen möchte, keine Nebensache sein.
Eine Verschärfung der Thematik kam bei meiner Einreise in Edirne hinzu, als ein Türkei mir während der Zeit in der Warteschlange, mich auf das Verschwinden von drei Deutschen (zwei Motorradfahrer und ein vermutlichen Journalisten) im Südosten, hinwies. Die Biker hätte man tot gefunden und machte eindeutige Handzeichen, wie man sie gefunden hätte. Auf Nachfrage konnte er mir nicht mehr und auch über Hintergründe nicht sagen. Wir verloren uns dann auch aus den Augen zwischen diesen Einreisewirren. Als ich dann in Kappadokien ankam wurde mir die gleiche Geschichte erzählt. In der Presse und im TV war hierüber allerdings sehr wenig bis nichts berichtet worden.
Die Empfehlungen vom Auswärtigen Amt ist Pflichtlektüre. Die vielen Reiseberichte und Recherchen über Land, Leute, Religion, Politik,  die ich mir einverleibte, waren eine große Hilfe bei Entscheidungen und persönlichem Verhalten. Eine große Portion gesunder Menschenverstand ist ebenso zwingend notwendig. Auch die beiden Globetrotter aus der Schweiz empfahlen ein absolut unauffälliges Verhalten und nur jeweils eine Nacht am selben Standort.
Im Vorfeld hab ich mir natürlich alle mir denkbaren Szenarien durchgespielt, was wäre wenn….
Hierbei ist natürlich das Internet und Handy sowie GPS sehr hilfreich bei konsequenter Datenübertragung der exakten Standorte. Disziplin für die physische Anstrengung und auch Backups für Papiere auf Server , autarkes Ersatzhandy und Themen wie Rückreise /Rücktransport/ Krankenversicherung/ ACE- Bergung/ Unfallversorgung/ dezentrale Zahlungsmittel , gehörten genauso zum Pflichtprogramm.
Für mich kann ich im Nachgang sagen und ich denke das gilt auch für den Rest der Reise, dass ich nie wirklich in einer lebensbedrohlichen Lage befand. Wenn ich jetzt mal den türkischen LKW-Verkehr in Baustellen bei Nacht und starkem Gewitterregen, ausklammere. Meine Erfahrung mit Land und Leute waren durchweg, sehr positiv. Eine gewisse Angst die mich oft begleitet hat, so denk ich, ist die Voraussetzung für Vorsicht und Umsicht!

Die Befürchtungen, die ich bezüglich der Anatolischen Hirtenhunde (Sivas/Kangal) hatte, wurden nicht bestätigt. Mit großen Sicherheitsabständen habe ich einige dieser Hunde gesehen. Trotzdem wurde hierbei Ruhepuls so um 2 bis 3 Schläge erhöht.  Einmal in Kappadokien wurden wir im fahrenden Jeep, von einem solchen Prachtstück angefeindet. Der hielt sogar  bis zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h, ganz schön mit. Allerdings konnte ich mir dabei, trotz der Bewunderung, ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.

 
Dieser möchte nichts mehr von einem Motorradfahrer.
 
Dieser hat noch etwas Zeit, bis er Motorradfahrer in sein Beuteschema aufnimmt.

Fährhafen in Igoumenitsa erreicht. Menschen was Menschen. So könnte ein Flüchtlingslager aussehen.
Noch in voller Hoffnung ein Ticket zu bekommen hab ich die vier Fährgesellschaften mit entsprechender Warteschlange vor dem Schalter abgeklappert. Reservierung ? Nein! Also kein Ticket!!!
Mein Plan war, mit der Nachtfähre von 1:00 bis 8:00 nach Bari oder Brindisi zu kommen. Doch selbst nach Ancona war nicht möglich.
Ich machte mir massive Gedanken wie ich über den Landweg (Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich) heimfahren könnte. Die nächste Fähre für mich, ging erst am Sonntagabend weg und heute war  Freitag 15:00 Uhr.
Als am Schalter der ANEK-Superfast Fährgesellschaft nach Ancona, mal sichtbar war, ging ich nochmal hin. Die Dame sprach akzentfrei Deutsch. Nach einem hin und her Gebettel, meinte sie, ich soll um 23:00 Uhr nochmal kommen. Ein Motorrad und eine Person auf Deck müssten dann noch klappen. Ich fragte dann nur noch ob sie um 23:00 auch noch hier sei? Sie nickte freundlich. Ich belagerte einen Metalldrahtsitz direkt vor dem Schalter. Sie war um 22:30 schon nicht mehr da. Angespannt wie eine Sehne versuchte ich ihre Nachfolgerin, von unserem Agreement zu überzeugen. Nein nein nein war das Credo.  Dann hat sich ein Herr aus dem hinteren Schalterbereich eingeschaltet, der wohl das Gespräch am Nachmittag mitbekommen hatte. Dann lief alles wie geschmiert.





Auf der Fähre, die um 02:30 mit 1,5 h Verspätung auslief, ging die Suche nach einem Schlafplatz los. Außendeck, Flur, Clubsesselchen oder Korbsesselchen standen zur Auswahl. Mit Motorradjacke und Tankrucksack machte ich mir nach zweimaligem verjagen, unter einer Treppe mein Nachtlager.

Mit 1,5 h Wartezeit vor dem Hafen in Ancona, konnte ich dann um 18:30 am Samstag 30.08.14 die Fähre verlassen. Gefühlt würde ich sagen ist eine Stampede zu diesem Entladevorgang, mit den anderen ca. 40 Motorrädern und zig PKWs, ein Kindergeburtstag.

Nach wenigen Kilometer war mein Wegweiser der Hinweisschild Hotel Eden.
Zimmer, Dusche und sonstige Annehmlichkeiten. Trotz Livemusik und gutem Wein in einem netten Strandlokal musste ich meiner Müdigkeit nachgeben….





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