Montag 18.08.2014 489 km
Diese Nacht
wäre überstanden. Ein ständiges Flurgelatsche und Türklopfen auf dem 4. Stock.
Dazu ein Herfahren und Wegfahren von einem PKW. Na ja ist halt so… .
Übrigens
noch eine Info zu den Canyons und Großbaustellen von gestern. 1980 wurde in der
Türkei ein Großprojekt: Süd-Ost-Anatolien (Türkische Abkürzung dafür lautet
GAP) verabschiedet. Das beinhaltet 22 Staudämme und 19 Wasserkraftwerke. 2010
wollten sie schon deutlich weiter sein als heute. Und es wird noch dauern.
Verglichen mit unserem Flughafen Projekt ist das eine Kleinigkeit.
Bei lässigen
22°C fuhr ich gegen 07:30 Uhr, in Kars los. Kars wird auch der Adlerkopf des
Ostens genannt. Die Festungsanlage habe ich noch fotografiert, dann ab zur Generalrichtung
armenische Grenze / Berg Ararat.
Mein Navi
war wieder gut zu mir und leitete mich durch die Innenstadt und durch Markstände
hindurch in Richtung Tuzluca. Der armenischen Grenze kam ich immer näher um
genau zu sagen, ich fuhr direkt drauf zu.
Ein lang
ersehnter Wunsch hat heute die besten Aussichten, wahr zu werden.
Dann
endlich, nach Igdir steht der Bursche halblinks vor mir. Mit seiner Schneehaube in Wolkenfahnen. Wie wenn
er zu mir sagen würde: „ Bist jetzt endlich da“! Ich rechts ran, absteigen, Helm runter und
tief durchatmen. „Ja mein Lieber, endlich bin ich da“.
Ararat mit Schneehaube |
Auch die Arche Noah wird hier symbolisch am Leben erhalten |
Da ich ja im
Grenzgebiet war musste ich bezgl. Fotografieren etwas aufpassen. So ab und an
sind hier schon ein paar von den Militärs unterwegs. Wenn die mich beobachten
und sind der Meinung, dass ich da sicherheitstechnische Umfänge fotografiere,
dann gebe ich mein Krempel ab!
Den Ararat treffe
ich an einer Tageszeit (11:00) an, bei der jeder Fotograf sagen würde:
Schlechteste Zeit für klare Sicht erwischt! Gut dass der Ararat heute Morgen um
7:00 schon da gewesen ist! Ich aber nicht…
Ergo, hab
ich beschlossen, dass ich versuche noch näher an die Grenze zu fahren, quasi
halb um den Berg herum. Somit könnte ich alle Veränderungen von Licht und
Wolkenansammlungen am Gipfel ausnutzen, die noch besser für ein Foto sind.
Gefühlt min. 100 Mal fotografiert.
Gefährlicher Feierabendverkehr |
Jetzt weiter
entlang am inneren Taurusgürtel und parallel zum Pontischen Gebirgszug wieder
in Richtung Abendland, vorerst mal. Tagesziel war Erzurum, Hotel Palan mitten
im Skigebiet. Nach der letzten Hotelerfahrung musste ich mein Hotel-Budget
etwas anheben.
Schöne
Landschaften flankierten mich mitten durch die mit Kurden bewohnte Osttürkei.
Nomadenzelte oder Hirtenzelte mit ihren Schafherden oder Rinderherten säumten
meinen Weg. Sobald ich auf offener Strecke anhielt zum Trinken, Navigieren oder
an der Actionkamera zu fummeln, ging es nicht lange kamen irgendwo rufende
Kinder her und meist lief auch noch ein bellender Hund hinter her. Für mich
immer Grund genug, hier abrupt zu verschwinden. Es gibt hier winkende und bettelnde
Kinder sowie Steine schmeißende Kinder. Diese 30% Möglichkeit mit einem Hund,
hieß für mich Gas geben.
Ich wurde förmlich genötigt nach dem Tanken, hier mit den Jungs noch ein Frühstück einzunehmen. So grad mal neben der Zapfsäule |
Auf einer
guten Straße führte der Weg einem
herrlichen Flüsschen entlang. Dieser schlängelte sich friedlich durch dieses
Plateau mit seinen leichten Hügeln im Hintergrund. Da beobachtete ich einige
Menschen, die in dem Fluss auf den Steinen standen und Netzfischerei betrieben.
Diese Art fischen, ich so gar nicht kannte.
Da ich ja
auch Angler bin, war mir sofort klar, da muss ich jetzt mal anhalten und ein
höfliches Petri Heil wünschen. An einer
passenden Stelle mach ich einen eleganten U-turn, rechts ran, Helm runter –
Jacke raus. Angler haben sich auf jeden Fall immer etwas zu sagen.
Ich ging
direkt ans Wasser, auf einem großen Stein machte ich Eindruck mit staunenden
Blicken und einem höflichen Salemaleikum.
Kurzer Hand stellte sich heraus , dass Hasan in Bremen arbeitet und noch
zwei Wochen Urlaub hat. Also waren ja mal alle Präferenzen geklärt, um jetzt
über die wirklich wichtigen Dinge im Leben, sprechen zu können.
Mit wenigen
Einweisungen stand ich kurz darauf, mitten in Hasans Familie und betrieb
Netzangelei. In einer herrlichen Landschaft mitangeln, wie im Film!
Im weiteren
Verlauf des Gesprächs, wollte Hasan mir erklären was so denn unter anderem
arbeitet. Als er dann anfing ins Detail zu gehen und erklärte: „Eh, Hubert weißt
du, ich schieße Eise - Nägel in Holz“. Ich frage: „ Was machst du“? Er: „Schieße
mit Apparat Nägel in Holz für Pallett machen“. Ich fing an, mit los lachen, er
guckte erst, dann fing er auch an zu lachen, kurz drauf lachte die ganze Familie,
ohne wirklich zu wissen, warum. Mir liefen die Tränen vor Lachen…. Nachdem wir
uns gefasst hatten (ich hätte diesen Hasan samt Familie umarmen können), hab
ich ihm erklärt warum ich so unbeherrscht loslachen musste. Ich habe mich auch
dafür entschuldigt, dass ich ja letztlich über ihn lachen musste. Daraufhin
winkte er ab mit: „Macht doch nichts“. Er wollte mich zum abendlichen
Fischgrillen einladen, das ich leider ablehnen musste. Bei der Verabschiedungszeremonie
drückte er mir ein solches Angelnetz in die Hand und meinte: „Schenk ich dir“.
Ich, in deutschen Strukturen denkend reagierte mit: „ Bist ja verrückt, kannst
mir doch das Netz nicht schenken, was kriegst du dafür, was kostet das Netz“?
Er: „Sag doch, schenk ich dir“. Ich drückte ihn und bedankte mich nochmals ganz
herzlich bei ihm. Er nur: „Für das doch nicht“.
Den Hasan musste ich einfach drücken. |
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