Freitag, 22. August 2014

Auf dem Ararat liegt noch Schnee.



Montag 18.08.2014   489 km

 


Diese Nacht wäre überstanden. Ein ständiges Flurgelatsche und Türklopfen auf dem 4. Stock. Dazu ein Herfahren und Wegfahren von einem PKW. Na ja ist halt so… .

Übrigens noch eine Info zu den Canyons und Großbaustellen von gestern. 1980 wurde in der Türkei ein Großprojekt: Süd-Ost-Anatolien (Türkische Abkürzung dafür lautet GAP) verabschiedet. Das beinhaltet 22 Staudämme und 19 Wasserkraftwerke. 2010 wollten sie schon deutlich weiter sein als heute. Und es wird noch dauern. Verglichen mit unserem Flughafen Projekt ist das eine Kleinigkeit.
 
Burg in Kars
Bei lässigen 22°C fuhr ich gegen 07:30 Uhr, in Kars los. Kars wird auch der Adlerkopf des Ostens genannt. Die Festungsanlage habe ich noch fotografiert, dann ab zur Generalrichtung  armenische Grenze / Berg Ararat.
Mein Navi war wieder gut zu mir und leitete mich durch die Innenstadt und durch Markstände hindurch in Richtung Tuzluca. Der armenischen Grenze kam ich immer näher um genau zu sagen, ich fuhr direkt drauf zu.
 
Grenzregion zu Armenien
Ein lang ersehnter Wunsch hat heute die besten Aussichten, wahr zu werden.
Dann endlich, nach Igdir steht der Bursche halblinks vor mir. Mit  seiner Schneehaube in Wolkenfahnen. Wie wenn er zu mir sagen würde: „ Bist jetzt endlich da“!  Ich rechts ran, absteigen, Helm runter und tief durchatmen. „Ja mein Lieber, endlich bin ich da“.
 
Erster Blick


Ararat mit Schneehaube


Auch die Arche Noah wird hier symbolisch am Leben erhalten

Da ich ja im Grenzgebiet war musste ich bezgl. Fotografieren etwas aufpassen. So ab und an sind hier schon ein paar von den Militärs unterwegs. Wenn die mich beobachten und sind der Meinung, dass ich da sicherheitstechnische Umfänge fotografiere, dann gebe ich mein Krempel ab!





Den Ararat treffe ich an einer Tageszeit (11:00) an, bei der jeder Fotograf sagen würde: Schlechteste Zeit für klare Sicht erwischt! Gut dass der Ararat heute Morgen um 7:00 schon da gewesen ist! Ich aber nicht…
Ergo, hab ich beschlossen, dass ich versuche noch näher an die Grenze zu fahren, quasi halb um den Berg herum. Somit könnte ich alle Veränderungen von Licht und Wolkenansammlungen am Gipfel ausnutzen, die noch besser für ein Foto sind. Gefühlt min. 100 Mal fotografiert.


Gefährlicher Feierabendverkehr

Jetzt weiter entlang am inneren Taurusgürtel und parallel zum Pontischen Gebirgszug wieder in Richtung Abendland, vorerst mal. Tagesziel war Erzurum, Hotel Palan mitten im Skigebiet. Nach der letzten Hotelerfahrung musste ich mein Hotel-Budget etwas anheben.
Schöne Landschaften flankierten mich mitten durch die mit Kurden bewohnte Osttürkei. Nomadenzelte oder Hirtenzelte mit ihren Schafherden oder Rinderherten säumten meinen Weg. Sobald ich auf offener Strecke anhielt zum Trinken, Navigieren oder an der Actionkamera zu fummeln, ging es nicht lange kamen irgendwo rufende Kinder her und meist lief auch noch ein bellender Hund hinter her. Für mich immer Grund genug, hier abrupt zu verschwinden. Es gibt hier winkende und bettelnde Kinder sowie Steine schmeißende Kinder. Diese 30% Möglichkeit mit einem Hund, hieß für mich Gas geben.


Ich wurde förmlich genötigt nach dem Tanken, hier mit den Jungs noch ein Frühstück einzunehmen. So grad mal neben der Zapfsäule

Auf einer guten Straße führte der Weg  einem herrlichen Flüsschen entlang. Dieser schlängelte sich friedlich durch dieses Plateau mit seinen leichten Hügeln im Hintergrund. Da beobachtete ich einige Menschen, die in dem Fluss auf den Steinen standen und Netzfischerei betrieben. Diese Art fischen, ich so gar nicht kannte.
 
Biblische Schönheit
Da ich ja auch Angler bin, war mir sofort klar, da muss ich jetzt mal anhalten und ein höfliches Petri Heil wünschen.  An einer passenden Stelle mach ich einen eleganten U-turn, rechts ran, Helm runter – Jacke raus. Angler haben sich auf jeden Fall immer etwas zu sagen.
Ich ging direkt ans Wasser, auf einem großen Stein machte ich Eindruck mit staunenden Blicken und einem höflichen Salemaleikum.  Kurzer Hand stellte sich heraus , dass Hasan in Bremen arbeitet und noch zwei Wochen Urlaub hat. Also waren ja mal alle Präferenzen geklärt, um jetzt über die wirklich wichtigen Dinge im Leben, sprechen zu können.
Mit wenigen Einweisungen stand ich kurz darauf, mitten in Hasans Familie und betrieb Netzangelei. In einer herrlichen Landschaft mitangeln, wie im Film!





Im weiteren Verlauf des Gesprächs, wollte Hasan mir erklären was so denn unter anderem arbeitet. Als er dann anfing ins Detail zu gehen und erklärte: „Eh, Hubert weißt du, ich schieße Eise - Nägel in Holz“. Ich frage: „ Was machst du“? Er: „Schieße mit Apparat Nägel in Holz für Pallett machen“. Ich fing an, mit los lachen, er guckte erst, dann fing er auch an zu lachen, kurz drauf lachte die ganze Familie, ohne wirklich zu wissen, warum. Mir liefen die Tränen vor Lachen…. Nachdem wir uns gefasst hatten (ich hätte diesen Hasan samt Familie umarmen können), hab ich ihm erklärt warum ich so unbeherrscht loslachen musste. Ich habe mich auch dafür entschuldigt, dass ich ja letztlich über ihn lachen musste. Daraufhin winkte er ab mit: „Macht doch nichts“. Er wollte mich zum abendlichen Fischgrillen einladen, das ich leider ablehnen musste. Bei der Verabschiedungszeremonie drückte er mir ein solches Angelnetz in die Hand und meinte: „Schenk ich dir“. Ich, in deutschen Strukturen denkend reagierte mit: „ Bist ja verrückt, kannst mir doch das Netz nicht schenken, was kriegst du dafür, was kostet das Netz“? Er: „Sag doch, schenk ich dir“. Ich drückte ihn und bedankte mich nochmals ganz herzlich bei ihm. Er nur: „Für das doch nicht“. 
Den Hasan musste ich einfach drücken.

Dass Hasan für mich eine wertvolle Bereicherung ist, war ihm gar nicht bewusst. Warum auch?










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