Zum ersten Mal am Schwarzen Meer.
Um ca. 10:30
hab ich das Schwarze Meer zum ersten Mal erblickt. Ja erblickt. Es war ein lang
ersehnter Wunsch: Mit dem Motorrad an das Schwarze Meer zu fahren.
Doch bevor
dieser Genuss zu Stande kam, war erst mal Generalprobe mit meinen Schutzengel
angesagt. Wie oft bin ich vor den Straßenbelägen in der Türkei gewarnt oder auf
die Tücke hingewiesen worden. Gleich nach der ersten ¾ Stunde, in einer
unspektakulären, langgezogenen Rechtskurve, bei Tempo ca. 80km/h, brach mir bei leichtem Beschleunigen, das
Hinterrad aus. Die Schwerkraft wollte mich besiegen. Mit gegensteuern, Gas weg,
Fußeinsatz und Herumreisen ging es wie im Slalom, 3 – 4 Mal hin und her. So glaube ich, hat sich die
Situation zugetragen. Im Eifer meiner intuitiven Rettungsmaßnahmen, habe ich
mir das linke Schienbein ganz ordentlich an den Fußraster geschlagen.
Der Fahrer
oder Fahrerin in dem entgegen kommenden Fahrzeug, wird sich sein Teil gedacht
haben. Auf jeden Fall war ich froh, dass ich die schwer bepackte GS wieder auf
Kurs bekommen habe und fühlte mich schon wie ein kleiner Held.
Noch bevor
ich mich bei meinen Schutzengel bedanken konnte, sprang mir ein Reh schier
unmittelbar vor mir, von rechts, auf die Fahrbahn. Noch vollgepumpt mit
Adrenalin, ging ich voll in die Eisen aber voll. Mit aktivem ABS und einem
rechten Haken kam ich noch auf der Fahrbahn und hinter dem Reh vorbei,
puuhh!!
Was für ein
Tag, dies sollte noch nicht alles sein.
Am frühen Nachmittag fuhr ich durch Waldstücke
mit vereinzelten Gehöften. Ein gutes Stück vor mir auf einem geraden
Straßenabschnitt, waren drei Hunde, so im Schäferhundeformat. Die waren der
Meinung, die Straße blockieren zu müssen. Ich fuhr langsam, mal auf die
Gegenspur mal auf meine Spur, hab schon mal den richtigen Gang zum Durchstarten
eingelegt. Im gleichen Rhythmus wechselten die Hunde mit gemächlicher
Vorwärtsbewegung in meine Richtung. Der Abstand wurde empfindlich weniger und ich
dachte nur: Ach nee, soo nee Scheißeee und gab Vollgas. Gott sei Dank,
berührungslos zwischen den Viechern durch gekommen.
Am späteren
Nachmittag war dann nochmal ABS Einsatz, als eine Kuh, trotz Begleitung eines
qualifizierten Kuhhirten in Reh – Manier vom beweideten Straßengraben, unmittelbar
vor mir auf meine Fahrbahn sprang um diese dann zu überqueren. Selbst die
Kuhaufsicht machte einen überraschten Eindruck.
Ich hoffe das war es jetzt für
den Rest.
Mein Motorrad, ich und das Schwarze Meer |
Das
türkische Wetter ist ja wirklich zuverlässig. Gegen 11:00 wird die 30° Marke
überschritten und beißt sich bei 35°C fest (+- 2 Grad je nach Küste, Wald oder
Berg und Tal). Eine Pausen- und Trinkdisziplin ist unbedingt erforderlich. Die
Mittagshitze ist erbarmungslos. Handschuhe weg, Visier voll offen, Jacke offen
ist nicht. Zuviel Flugvolk in der Luft wie Wespen, Hornissen und was sonst noch
an mir so klebt.
Ein übliches Gedeck als Pausendrink |
An der
westlichen Schwarzmeerküste, ist momentan Erntezeit von Hasselnüssen, eine sehr
bekannte Region dafür. Entsprechend ist der Verkehr mit Lastenfahrzeuge auf der
Straße. Von Menschen die Säcke tragen über Sackkarren-Kolonnen, sowie
Lastenesel und die tollsten Traktorengespanne. Zum teil am Straßenrand der
Steilhängen stehen „Sortiermaschienen“ die das Laub von Nuss trennt. Natürlich
fliegt das Laub dann erstmal auf die Fahrbahn oder mich, wenn ich nicht
rechtzeitig ausweiche. Alle ebenen Flächen in den vielen Orten werden für die
Trocknung verwendet (Höfe, Gehsteige, Schulhof, Polizeiparkplätze, unfertige
Rohbauhäuser und und und….).
Den
Streckenabschnitt über Kastamonu, hab ich auf Empfehlung von einer
Deutsch-türkischen Familie gewählt. Landschaftlich ein Genuß, erinnert
teilweise auch an den Schwarzwald. Die Küstenstrecke ab Amasra ist eine einzige
Baustelle. Die ganze Gegend riecht nach Teer. Obwohl der Streckenverlauf in den
bewaldeten Steilhängen echt super ist, geht der Fahrspaß bei 30 – 50 km/h in
den Keller. Einfach zu viel Sprühasphalt und grober Schotter.
Das Trockendock von Amasra |
Gute Arbeit muss geschont werden. Man beachte Fläche zu Werkzeug und Farbeimer. Der will heute auf keinen Fall fertig werden. |
In Sinop
angekommen fiel ich bei der Quartiersuche schon wieder mit meiner bepackten GS
auf. Ein türkischer Fischhändler, eine große Deutsch-Türkische Familie und ein
Deutschtürke aus Koblenz halfen die Hotels in der sehr belebten Straße
abzuklappern. Echt wie im Film! Mit dem Mann aus Koblenz hab ich mich dann
noch, mit Gepäck unterm Arm, über die Falkensteinkaserne in Koblenz
unterhalten, die er sehr gut kannte. Wir mussten abbrechen, ich wurde dann zum Einchecken
gedrängt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen