Freitag, 15. August 2014

Donnerstag 14.08.2014



Zum ersten Mal am Schwarzen Meer.


 



Um ca. 10:30 hab ich das Schwarze Meer zum ersten Mal erblickt. Ja erblickt. Es war ein lang ersehnter Wunsch: Mit dem Motorrad an das Schwarze Meer zu  fahren.

Doch bevor dieser Genuss zu Stande kam, war erst mal Generalprobe mit meinen Schutzengel angesagt. Wie oft bin ich vor den Straßenbelägen in der Türkei gewarnt oder auf die Tücke hingewiesen worden. Gleich nach der ersten ¾ Stunde, in einer unspektakulären, langgezogenen Rechtskurve, bei Tempo ca. 80km/h,  brach mir bei leichtem Beschleunigen, das Hinterrad aus. Die Schwerkraft wollte mich besiegen. Mit gegensteuern, Gas weg, Fußeinsatz und Herumreisen ging es wie im Slalom, 3 – 4  Mal hin und her. So glaube ich, hat sich die Situation zugetragen. Im Eifer meiner intuitiven Rettungsmaßnahmen, habe ich mir das linke Schienbein ganz ordentlich an den Fußraster geschlagen.

Der Fahrer oder Fahrerin in dem entgegen kommenden Fahrzeug, wird sich sein Teil gedacht haben. Auf jeden Fall war ich froh, dass ich die schwer bepackte GS wieder auf Kurs bekommen habe und fühlte mich schon wie ein kleiner Held.
Noch bevor ich mich bei meinen Schutzengel bedanken konnte, sprang mir ein Reh schier unmittelbar vor mir, von rechts, auf die Fahrbahn. Noch vollgepumpt mit Adrenalin, ging ich voll in die Eisen aber voll. Mit aktivem ABS und einem rechten Haken kam ich noch auf der Fahrbahn und hinter dem Reh vorbei, puuhh!!
Was für ein Tag, dies sollte noch nicht alles sein.
 Am frühen Nachmittag fuhr ich durch Waldstücke mit vereinzelten Gehöften. Ein gutes Stück vor mir auf einem geraden Straßenabschnitt, waren drei Hunde, so im Schäferhundeformat. Die waren der Meinung, die Straße blockieren zu müssen. Ich fuhr langsam, mal auf die Gegenspur mal auf meine Spur, hab schon mal den richtigen Gang zum Durchstarten eingelegt. Im gleichen Rhythmus wechselten die Hunde mit gemächlicher Vorwärtsbewegung in meine Richtung. Der Abstand wurde empfindlich weniger und ich dachte nur: Ach nee, soo nee Scheißeee und gab Vollgas. Gott sei Dank, berührungslos zwischen den Viechern durch gekommen.



Am späteren Nachmittag war dann nochmal ABS Einsatz, als eine Kuh, trotz Begleitung eines qualifizierten Kuhhirten in Reh – Manier vom beweideten Straßengraben, unmittelbar vor mir auf meine Fahrbahn sprang um diese dann zu überqueren. Selbst die Kuhaufsicht machte einen überraschten Eindruck.  Ich hoffe das war es  jetzt für den Rest.

Mein Motorrad, ich und das Schwarze Meer


Das türkische Wetter ist ja wirklich zuverlässig. Gegen 11:00 wird die 30° Marke überschritten und beißt sich bei 35°C fest (+- 2 Grad je nach Küste, Wald oder Berg und Tal). Eine Pausen- und Trinkdisziplin ist unbedingt erforderlich. Die Mittagshitze ist erbarmungslos. Handschuhe weg, Visier voll offen, Jacke offen ist nicht. Zuviel Flugvolk in der Luft wie Wespen, Hornissen und was sonst noch an mir so klebt.
Ein übliches Gedeck als Pausendrink


An der westlichen Schwarzmeerküste, ist momentan Erntezeit von Hasselnüssen, eine sehr bekannte Region dafür. Entsprechend ist der Verkehr mit Lastenfahrzeuge auf der Straße. Von Menschen die Säcke tragen über Sackkarren-Kolonnen, sowie Lastenesel und die tollsten Traktorengespanne. Zum teil am Straßenrand der Steilhängen stehen „Sortiermaschienen“ die das Laub von Nuss trennt. Natürlich fliegt das Laub dann erstmal auf die Fahrbahn oder mich, wenn ich nicht rechtzeitig ausweiche. Alle ebenen Flächen in den vielen Orten werden für die Trocknung verwendet (Höfe, Gehsteige, Schulhof, Polizeiparkplätze, unfertige Rohbauhäuser und und und….).

Den Streckenabschnitt über Kastamonu, hab ich auf Empfehlung von einer Deutsch-türkischen Familie gewählt. Landschaftlich ein Genuß, erinnert teilweise auch an den Schwarzwald. Die Küstenstrecke ab Amasra ist eine einzige Baustelle. Die ganze Gegend riecht nach Teer. Obwohl der Streckenverlauf in den bewaldeten Steilhängen echt super ist, geht der Fahrspaß bei 30 – 50 km/h in den Keller. Einfach zu viel Sprühasphalt und grober Schotter. 

Das Trockendock von Amasra

Gute Arbeit muss geschont werden. Man beachte Fläche zu Werkzeug und Farbeimer. Der will heute auf keinen Fall fertig werden.


In Sinop angekommen fiel ich bei der Quartiersuche schon wieder mit meiner bepackten GS auf. Ein türkischer Fischhändler, eine große Deutsch-Türkische Familie und ein Deutschtürke aus Koblenz halfen die Hotels in der sehr belebten Straße abzuklappern. Echt wie im Film! Mit dem Mann aus Koblenz hab ich mich dann noch, mit Gepäck unterm Arm, über die Falkensteinkaserne in Koblenz unterhalten, die er sehr gut kannte. Wir mussten abbrechen, ich wurde dann zum Einchecken gedrängt.


Später stellte sich heraus, dass der Fischhändler namens Mert, auch nebenan ein Fischrestaurant auf dem Dach besitzt. Da ging ich natürlich hin zum gegrillten Fisch essen. Ein Genuss. Wir saßen zusammen auf der Dachterrasse und unterhielten uns so gut es ging über die Götter und die Welten! Ein feiner Kerl dieser Mert!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen