Sonntag, 24. August 2014

Monsteretappe nach Kappadokien, 745 km


Mittwoch 20.08.2014

 



Vor meiner Reise wurde ich von meinem Apotheker Peter Sarbacher aus Waldbronn-Reichenbach, beraten und ausgestattet mit den wichtigsten Pillen und Gels für alle Eventualitäten, die spontan auftreten können oder auch Probleme die noch schneller auftreten können. Muskelschmerzen usw. inclusive. Allerdings keine Salbe bei Wundsitzen. Bei solchen Sitzproblemen gibt’s dann nur eine Medizin: Absteigen, so der Fachmann meines Vertrauens.

Nach dem super tollen Frühstück im Hotel Harput und einer Vorlesung über Türkischen Honig von dem außergewöhnlichen Hotelier, der auch viel über die Historie der Gegend und von Hartput mir näher brachte, ging es weiter nach Westen.
 
Frühstück für eine Person im Hotel Hartput

Türkischer Honig mit Wabe

Mit Evelyn aus Uchisar bei Göreme/Kappadokien hatte ich ja schließlich eine Verabredung. Also Tagesziel war gesetzt. Frauen soll man ja bekanntlich nicht warten lassen.
Das zeitliche Fiasko fing an, als ich noch unbedingt auf den Nemrut Dagi fahren wollte. Zuvor konnte ich mich auch nicht rechtzeitig von den Frühstücks-Vorlesungen ausklinken.   War ja auch selbst Schuld daran, hätte ja nicht immer nachfragen brauchen.
Mit dem Hintergrund, dass die Strecke hauptsächlich über die D-300 geht (eine 4 spurige Transitstrecke), könnte ich noch etwas Zeit aufholen, so dachte ich.

Die Nemrut Dagi Strecke mit dem offroad Stück (2 x ca. 2,5 km) vor dem Gipfel, nahm mehr Zeit in Anspruch als gedacht. Den Gipfel mit den Götterstatuen durfte ich dann fast alleine genießen. Wann hat man denn schon mal die Gelegenheit so einen Gipfel (2150 m) und zusammen mit Götter so weit im Osten, zu bestaunen?
 
Nemrut Dagi

Blick von der Nemrut Dagi Terrasse


Unterkunft auf dem Nemrut Dagi für Arbeiter

Freunde (Martina und Jo) von uns haben mir den Kontakt zu Evelyn hergestellt. „Fahr da mal hin, das wird dir bestimmt gefallen“. Mit ihr hatte ich bisher nur über e-mail kommuniziert und persönlich kannte ich Evelyn noch nicht. Ich wollte mich mit ihr am frühen Abend treffen. (Mehr zu Evelyn später).


Martina und Jo Buchholz kennen Evelyn und ihren Mann Reinhard noch aus der langjährigen gemeinsamen Istanbuler Zeit.  Übrigens, wenn ihr mal richtig genießen wollt, dann müsst ihr euch genau an die beiden (Jo+Martina) wenden:  http://www.cityandmore.de/home.html

Mir lief die Zeit immer mehr davon. Mittlerweile war mein Navi der Meinung, Ziel erreicht um 21:45 Uhr. Ich benötigte noch zwei Tank Stopps. Das mit dem Essen hab ich mal auf später verschoben. Zusätzliche Trinkpausen zwischen den Tankungen müssen aber sein.
Meine Zeitrechnung vom Navi stand vor der letzten Tankung um 18:00 Uhr  auf 22:00 Uhr. Nach der Tankung auf 22:12 Uhr. Da rief  ich Evelyn an und beichtete meinen Zeitverzug um ca. fünf Stunden. Ok, war nichts zu machen. Nochmals die finale Adresse aktualisiert und ihr: „Fahr vorsichtig und komm heile an, alles andere vor Ort“ habe ich dankend angenommen.

Ich wusste dass die Zeitkalkulation der Durchschnittsgeschwindigkeit vom Navi durch die langsamen Bergfahrten ziemlich schlecht war. Ergo, könnte ich, so lange es hell ist, der Verkehr und die Straße es zulassen, auf den letzten 300 km noch einiges wieder gut machen! Die nächste Stadt in ca. 220 km heißt Kayseri. Schätzungsweise war noch eineinhalb Stunden mit Helligkeit zu rechnen.

Hab meinem Lottchen (GS) eine Ansage gemacht:  Wir müssen etwas mehr Holz auflegen!  Wie erhofft war die Strecke 4-spurig und relativ gerade mit kaum Baustellen. Das Navi zählte runter bis 21:19 Uhr. Dann wurde es dunkel, das ja recht schnell geht. Ich fuhr dann ca. 30 km vor Kayseri, einem massiven Gewitter entgegen. Noch war es trocken bis auf vereinzelte Tropfen. Der Verkehr nahm zu. Ab und an zweispurig wegen Baustellen. Ein schwarzer Himmel wie ein Himmel nur schwarz sein kann, war am Blitzen ohne Ende. Da müssen mehrere Gewitter zugegen sein. So richtig wohl hab ich mich überhaupt nicht gefühlt. Die Straßenführung leitet mich da hinein.

„Soldatisch“ hätte das so heißen können:
Kradmelder meldet im Frontabschnitt west, Sektor 10:00 bis 12:00 Dauerbeschuss durch schwere Artillerie und Granatwerfer. Keine Entspannung in Sicht. Regen nimmt zu. Sicht schlecht bis zero. Marschgeschwindigkeit reduziert auf 40 - 50 km/h. Erkennungszeichen, Fahrt mit aktivem Fernlicht sowie aktivem Warnblinker. Übriger Kolonnenverkehr undiszipliniert.
In dieser Situation hat doch der eine oder andere Teilnehmer im Gegenverkehr, mir Lichtzeichen gegeben , wegen meinem Fernlicht. Ich hab das dann so gehalten wie mein Ex-Chef, der als zu sagen pflegte: „ Ihr da drüben, könnt mir jetzt grad mal den Schuh aufblasen“.

Kurzum, die Situation war mehr als unbefriedigend bis echt Schei…..e. So lange ich die Strommasten am Straßenrand noch sah, war ich der Überzeugung, dass die erster dran sind, wenn es denn sein muss. Diese Dauerblitzerei, die ich so noch nie erlebt habe kam immer näher. Der mittlerweile ausgewachsene Starkregen ließ nur eine sehr schlechte Sicht zu. Wegen Beschlag und Lichtverzerrung musste ich mit fast ganz geöffnetem Visier fahren. Anhalten oder Unterstehen war nicht. Alles offenes Ackergelände, keine Brücken, keine Tanke, keine Abfahrt, kein Standstreifen.  An meinem Engelsruferglöckchen, das geduldig an meinem Spiegel hängt,  hab ich öfters zusätzlich geläutet. Damit auch die gesamte Flugstaffel vom Schutzengel-Geschwader im Formationsflug über mir, sich einfindet. (Für alle Fälle mal vorsorgen).

Mit Hoffnung sah ich, dass auf halbrechts vor mir, sich einen Lichtkeil in den Gewitterhimmel schob und der Straßenverlauf sich auch in diese Richtung lenkte. Das Navi hat natürlich wieder hochgezählt.
So ziemlich Mitte in der Stadt Kayseri hörte das Gewitter auf und der Regen ließ nach.So konnte ich die letzten 80 km noch etwas entspannter fahren. Puhh !!!
Gegen 21:55 Uhr und nach 745 km traf ich Evelyn in einem Lokal in Uchisar. Geschafft!! Das Efes-Pils hat vielleicht geschmeckt. Mit einem Dank an das Geschwader.

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