Mittwoch 20.08.2014
Vor meiner
Reise wurde ich von meinem Apotheker Peter Sarbacher aus Waldbronn-Reichenbach,
beraten und ausgestattet mit den wichtigsten Pillen und Gels für alle
Eventualitäten, die spontan auftreten können oder auch Probleme die noch
schneller auftreten können. Muskelschmerzen usw. inclusive. Allerdings keine
Salbe bei Wundsitzen. Bei solchen Sitzproblemen gibt’s dann nur eine Medizin:
Absteigen, so der Fachmann meines Vertrauens.
Nach dem
super tollen Frühstück im Hotel Harput und einer Vorlesung über Türkischen
Honig von dem außergewöhnlichen Hotelier, der auch viel über die Historie der
Gegend und von Hartput mir näher brachte, ging es weiter nach Westen.
Türkischer Honig mit Wabe |
Mit Evelyn
aus Uchisar bei Göreme/Kappadokien hatte ich ja schließlich eine Verabredung.
Also Tagesziel war gesetzt. Frauen soll man ja bekanntlich nicht warten lassen.
Das
zeitliche Fiasko fing an, als ich noch unbedingt auf den Nemrut Dagi fahren
wollte. Zuvor konnte ich mich auch nicht rechtzeitig von den Frühstücks-Vorlesungen
ausklinken. War ja auch selbst Schuld
daran, hätte ja nicht immer nachfragen brauchen.
Mit dem
Hintergrund, dass die Strecke hauptsächlich über die D-300 geht (eine 4 spurige
Transitstrecke), könnte ich noch etwas Zeit aufholen, so dachte ich.
Die Nemrut
Dagi Strecke mit dem offroad Stück (2 x ca. 2,5 km) vor dem Gipfel, nahm mehr
Zeit in Anspruch als gedacht. Den Gipfel mit den Götterstatuen durfte ich dann
fast alleine genießen. Wann hat man denn schon mal die Gelegenheit so einen
Gipfel (2150 m) und zusammen mit Götter so weit im Osten, zu bestaunen?
Blick von der Nemrut Dagi Terrasse |
Unterkunft auf dem Nemrut Dagi für Arbeiter |
Freunde (Martina
und Jo) von uns haben mir den Kontakt zu Evelyn hergestellt. „Fahr da mal hin,
das wird dir bestimmt gefallen“. Mit ihr hatte ich bisher nur über e-mail kommuniziert
und persönlich kannte ich Evelyn noch nicht. Ich wollte mich mit ihr am frühen
Abend treffen. (Mehr zu Evelyn später).
Martina und
Jo Buchholz kennen Evelyn und ihren Mann Reinhard noch aus der langjährigen gemeinsamen
Istanbuler Zeit. Übrigens, wenn ihr mal
richtig genießen wollt, dann müsst ihr euch genau an die beiden (Jo+Martina) wenden: http://www.cityandmore.de/home.html
Mir lief die
Zeit immer mehr davon. Mittlerweile war mein Navi der Meinung, Ziel erreicht um
21:45 Uhr. Ich benötigte noch zwei Tank Stopps. Das mit dem Essen hab ich mal auf
später verschoben. Zusätzliche Trinkpausen zwischen den Tankungen müssen aber sein.
Meine Zeitrechnung
vom Navi stand vor der letzten Tankung um 18:00 Uhr auf 22:00 Uhr. Nach der Tankung auf 22:12
Uhr. Da rief ich Evelyn an und beichtete
meinen Zeitverzug um ca. fünf Stunden. Ok, war nichts zu machen. Nochmals die
finale Adresse aktualisiert und ihr: „Fahr vorsichtig und komm heile an, alles
andere vor Ort“ habe ich dankend angenommen.
Ich wusste
dass die Zeitkalkulation der Durchschnittsgeschwindigkeit vom Navi durch die langsamen
Bergfahrten ziemlich schlecht war. Ergo, könnte ich, so lange es hell ist, der
Verkehr und die Straße es zulassen, auf den letzten 300 km noch einiges wieder
gut machen! Die nächste Stadt in ca. 220 km heißt Kayseri. Schätzungsweise war
noch eineinhalb Stunden mit Helligkeit zu rechnen.
Hab meinem
Lottchen (GS) eine Ansage gemacht: Wir
müssen etwas mehr Holz auflegen! Wie
erhofft war die Strecke 4-spurig und relativ gerade mit kaum Baustellen. Das
Navi zählte runter bis 21:19 Uhr. Dann wurde es dunkel, das ja recht schnell
geht. Ich fuhr dann ca. 30 km vor Kayseri, einem massiven Gewitter entgegen.
Noch war es trocken bis auf vereinzelte Tropfen. Der Verkehr nahm zu. Ab und an
zweispurig wegen Baustellen. Ein schwarzer Himmel wie ein Himmel nur schwarz
sein kann, war am Blitzen ohne Ende. Da müssen mehrere Gewitter zugegen sein.
So richtig wohl hab ich mich überhaupt nicht gefühlt. Die Straßenführung leitet
mich da hinein.
„Soldatisch“
hätte das so heißen können:
Kradmelder
meldet im Frontabschnitt west, Sektor 10:00 bis 12:00 Dauerbeschuss durch
schwere Artillerie und Granatwerfer. Keine Entspannung in Sicht. Regen nimmt
zu. Sicht schlecht bis zero. Marschgeschwindigkeit reduziert auf 40 - 50 km/h.
Erkennungszeichen, Fahrt mit aktivem Fernlicht sowie aktivem Warnblinker. Übriger
Kolonnenverkehr undiszipliniert.
In dieser
Situation hat doch der eine oder andere Teilnehmer im Gegenverkehr, mir
Lichtzeichen gegeben , wegen meinem Fernlicht. Ich hab das dann so gehalten wie
mein Ex-Chef, der als zu sagen pflegte: „ Ihr da drüben, könnt mir jetzt grad
mal den Schuh aufblasen“.
Kurzum, die
Situation war mehr als unbefriedigend bis echt Schei…..e. So lange ich die
Strommasten am Straßenrand noch sah, war ich der Überzeugung, dass die erster
dran sind, wenn es denn sein muss. Diese Dauerblitzerei, die ich so noch nie
erlebt habe kam immer näher. Der mittlerweile ausgewachsene Starkregen ließ nur
eine sehr schlechte Sicht zu. Wegen Beschlag und Lichtverzerrung musste ich mit
fast ganz geöffnetem Visier fahren. Anhalten oder Unterstehen war nicht. Alles
offenes Ackergelände, keine Brücken, keine Tanke, keine Abfahrt, kein Standstreifen.
An meinem Engelsruferglöckchen, das
geduldig an meinem Spiegel hängt, hab ich
öfters zusätzlich geläutet. Damit auch die gesamte Flugstaffel vom Schutzengel-Geschwader
im Formationsflug über mir, sich einfindet. (Für alle Fälle mal vorsorgen).
Mit Hoffnung
sah ich, dass auf halbrechts vor mir, sich einen Lichtkeil in den
Gewitterhimmel schob und der Straßenverlauf sich auch in diese Richtung lenkte.
Das Navi hat natürlich wieder hochgezählt.
So ziemlich Mitte
in der Stadt Kayseri hörte das Gewitter auf und der Regen ließ nach.So konnte ich
die letzten 80 km noch etwas entspannter fahren. Puhh !!!
Gegen 21:55 Uhr und nach 745 km traf ich Evelyn in
einem Lokal in Uchisar. Geschafft!! Das Efes-Pils hat vielleicht geschmeckt.
Mit einem Dank an das Geschwader.
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