Freitag, 22. August 2014

Durch die östliche Türkei wieder in Richtung Abendland.


Dienstag 19.08.2014      324 km   

Erzurum  - Bingöl – Elazig / Harput





Wie jeder nachvollziehen kann hat man so auf dem Motorrad gerade nicht so viel Platz wie in einem Wohnwagen. Deswegen ist mein Kleiderkoffer für vier Wochen bis zu einem bestimmten Volumen auch begrenzt. Also Bademantel, Jacket und 3 Paar Schuhe ist nicht.  Dem einen oder anderen fiel auf, dass ich oft mit gleicher Kleiderordnung auf den Bildern auftauche. Da ich nicht einer von der unreinen Sorte bin, setzt das vorraus, so ziemlich jeden Tag beim Duschen auch Kleiderwäsche durchzuführen. Am besten gleich mit Unterwäsche, Socken und Poloshirt unter die Dusche. Im ersten Waschgang entweder mit Duschgel am Körper oder mit Rei in der Tube im zweiten Waschgang, auch unter Dusche als Handwäsche klassisch. Da ja jetzt bekannt ist, dass ich immer ein Stück Schnur bei mir habe, finde ich auch immer ein Wäschetrockenplatz.

 


Die heutige Fahretappe führt mich durch ein steppenartiges Gebiet. In dem viele Hirtenzelte, Landwirtschaftsaktivitäten, sowie die dazu gehörige Landbevölkerung mit ihren Herden zu sehen sind. Nach wie vor galt meine besondere Aufmerksamkeit den Hirtenhunden. Oft schon erwähnt, diese Rasse aus Sivas Kangal, die auch Türkische Löwen genannt werden. Diese Hunde haben einen ausgeprägten Beschützerinstinkt und irgendwie hat diese Spezies auch Motorradfahrer in ihr Beuteschema mit aufgenommen.

Was heute, trotz der relativen kurzen Etappe erschwerend hinzu kam, war bei dieser Nachmittagshitze über 40°C auch noch der sturmartige Dauerwind. Wenn ich so über diese langen offenen Strecken fuhr, hatte der starke Seitenwind von links (also von Süden), mich in eine leichte Schräglage gezwungen, um dem Winddruck gegen halten zu können. Wenn dann ein LKW vom Gegenverkehr kam und auf gleicher  Höhe der starke Seitenwind für die Fahrzeuglänge schlagartig unterbrochen wurde, musste ich dann im richtigen Moment dagegen reagieren, dass ich dem nicht noch auf der Gegenfahrbahn ins Hinterteil fuhr. Die LKWs mit dem türkischen Packmaß (nach oben Platz genug) waren selbst am Schwanken und benutzten auch teilweise meine Spur.



Bei einer für mich maximalen Sicherheitsgeschwindigkeit von ca 60 – 70 km/h, kam auch öfters vor, dass ich vom LKW überholt wurde. Mit dem gleichen Effekt nur mit einem deutlich größeren Überraschungsmoment.
Einfach sollte diese Etappe nicht werden, zusätzlich war noch gehörig Sand mit im Spiel. Wenn dieser Sandanteil so dicht wurde, dass sogar die Sicht sehr schlecht war, musste ich passen und Pause machen.





In Karakocan musste ich an einer Tankstelle zwangspausieren. Aber durch eine sehr angenehme Gesellschaft durch Mehmet, Enes, Serdar und Zeki war ich gerne in der Zwangspause. Mehmet der als Urlauber hier noch ein paar Tage bei seiner Familie genoss, erzählte mir ein wenig von Land und Leute. Natürlich mit Tee. Mehmet arbeitet in Hamburg bei einer Firma, mit der er auch schon in Karlsruhe auf Montage, gearbeitet hat. Ein sehr sympathischer Mensch.


Mehmet steht rechts, hätte mich gerne noch länger mit ihm unterhalten.


Bei einer weiteren Sturmpause, landete ich bei Ismet dem Obst und Gemüse Händler, direkt neben der Straße. Kaum war ich recht abgestiegen musste ich von der großen Vielfalt, erstmal zwei zuckersüße Feigen essen und so ging es über Trauben, Äpfel durch das ganze Angebot.  Ismet konnte noch relativ gut Deutsch und erzählte mir von früher als er noch im Raum Frankfurt arbeitete. Die für mich spannendsten Geschichten waren die Fahrten auf dem Autoput durch Bulgarien. Welche Ängste die hatten und wie man sich gegenseitig half. Beim Tee erzählte er von vielen Unfällen, bei denen sehr oft Müdigkeit, Reifenpannen bei Nacht und rücksichtsloser LKW-Verkehr, eine Rolle gespielt haben. Die häufig auch für viele tödlich endeten. Bei diesen Erzählungen spürte eine große Portion Wehmut.

Mir wurde auf meiner Reise bisher immer eine ausordentliche Gastfreundschaft entgegengebracht

Ismet hat den Autoput erlebt mt all seinen Schattenseiten.


Ca 30 km vor Elazig, sah ich an einer Ampelkreuzung vor einem Cafe ein  höchst interessantes Fahrzeug. Ich fuhr rechts ran und fragte mit Foto in der Hand und eindeutigen Handzeichen eine Gruppe Männer, ob ich das russische Ding denn fotografieren dürfe. Natürlich, auch mit eindeutigen Zeichen, erlaubte die Gruppe mir, das zu tun. Den Besitzer konnte ich da noch nicht ausmachen. Gleich nach der Fotografiererei kam ein Gespräch mit Hilfe dem google-Übersetzer zustande. Das kannst ja normalerweise keinem erzählen…. Wie wir auf den durchgessenen Sofas, Weltgeschichte besprochen haben. Problem war nur die hielten sich nicht an die Regeln und redeten alle fast gleichzeitig auf den google ein. Zum Kopf schütteln. Eine echt nette Runde. Der Besitzer wollte dann tauschen, mit dem Argument ich hätte dann mehr Ladefläche. Er musste dabei selbst schmunzeln…..

Ladefläche genug, 


Dolmetscher google

Er wollte mit mir tauschen.


Durch das Elazig mitten durch ging es dann hoch zum Übernachtungsplatz: Hotel Harput, ein historisches Gemäuer und viel Geschichte.
Abends im Hotel musste ich erstmals in meine Reiseapotheke greifen (Augentropfen und Schmerzgel für Nacken und Trapezmuskulatur.




2 Kommentare:

  1. Hallo Hubi,
    bin zur eifrigen Leserin Deines Blogs geworden und richtig begeistert! Das ist echt der Wahnsinn, was Du auf Deiner Traumreise alles erlebst. Und man kann durch Deinen lebendigen Schreibstil richtig mitfühlen! Weiter so....
    Ich wünsche Dir noch viele tolle aufregende und spannende Tag mit vielen schönen Erlebnissen, Begegnungen und Schönheiten der Landschaft!
    Pass auf Dich auf....
    Liebe Grüsse Diana

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  2. Hallo Hubi,
    wir sind auch jeden Tag schon neugierig, was Du von deiner Reise zu berichten hast und verfolgen dich auf der Karte.
    Sind schon gespannt auf deine Erzählungen der Details und freuen uns auf unser nächstes Treffen.
    Weiter so und geb auf dich acht -
    liebe Grüße
    Ute und Volker

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