Dienstag, 19. August 2014

Die Teegärten von Borcka bis Artvin und dann schweres Geläuf durch Canyons.

Sonntag 17.08.2014   512 km

Von Ardesen nach Kars über Uzundere und Narman.



















Als erstes war heute technischer Dienst angesagt. Reifen-, Bremsen-,Lampencheck und einen kräftigen Schluck aus der Ölpulle.
Da ich wusste der Tag wird lang, hab ich schon mal über booking.com, in Kars ein Hotel gebucht. Dazu später noch ein Satz.

Schade dass ein kurzfristiges Treffen mit Ahmed von Bodga (Nähe von Murgul) nicht geklappt hat. Denn er hat mir „vom besten Tee der Welt“  aus seiner Heimat erzählt. Diesen Ahmed hab ich auch im Zug kennengelernt. Dort hat er mir seine Telefonnummer und Adresse gegeben, „die musst du nur vorzeigen, alle kennen mich dort“. Zur Sicherheit hatte ich noch ein Fahndungsfoto von ihm gemacht. Hilft aber alles nichts wenn er sonntags in Ankara ist und ich in den Teebüschen.
Tatsache ist, dass dort die Firma Lipton (England) einige Produktionsstätten hat und Caypur heißt. Die Schwarzmeerküste hat hier ein sehr feuchtwarmes Klima das der auflandige Wind in die Berghänge treibt. Dies bewirkt anscheinend, dass der Tee eine besondere Qualität bekommt bzw. hat.

Teepflückerin

Teehänge

Lipton

Es ist ja auch so, wenn die Türken von ihrer Heimat erzählen, ist es genau dort wo sie grad herkommen, am schönsten, besten und das Essen sowieso immer gut. Die Jungs haben auch noch recht. Jeder für sich, wenn die von ihrer Familie und von zu Hause erzählen, kommen sie richtig ins Schwärmen. Und dann noch die anstehende Wiedersehensfreude. Ja das hat was …


Brücken als gutes Symbol für Verbindung oder Überwindung......

Alla gut, nun ich wieder in den Teehängen mit meinem treuen Lottchen (GS) und die Luft voller Teegeruch. Viele Klein-LKW mit geerntetem Tee und Abdeckplanen drauf. Die Qualität der Verzurrung von Abdeckplanen hat noch Luft nach oben. Beim Hinterherfahren kriegste einiges ab. Aber wie schon mehrfach beobachtet, die Männer fahren lieber Auto wenn auch chaotisch und die Frauen pflücken emsig. Eine tolle Gegend, Wald und Tee. Mit meinem kleinen Tele habe ich mal den Frauen ein paar Schnappschüsse abgeronnen. Und natürlich auch ins Pflückkörbchen geschaut wie das so funktioniert. 


Seilbahnen für Abtransport aus den Teehängen

Tragegerät fur den Abtransport



Die haben ja das Sammelsäckchen schon an der Pflück-Schere dran. Wie die Pflückzeiten sind hab ich noch nicht heraus bekommen. Da es ja keine Blütezeiten oder Reifezeiten gibt, haben die vielleicht einfach nur Schonzeiten um dass sich die Pflanze erholt und wieder schön satt grün nachwächst.

Was jetzt an Grandiosität des Streckenverlaufs auf mich zukam, war das schönste und beeindruckenste was ich in der Türkei bisher gefahren habe. Bei meinen Vorabrecherchen bin ich von den www.grobstolligen.de auf einen Canyon-Abschnitt zwischen Yusufeli und Uzundere hingewiesen worden. Ich hab mir natürlich die volle Version von Artvin bis Narman, angetan. Die Zeit für den angedachten Sumela-Kloster Besuch bei Trabzon hab ich dafür eingesetzt. Gute Entscheidung, beim Kloster hätte ich noch viele Treppen steigen müssen.





Die besagte Canyonfahrt war zu 80% Großbaustelle, deswegen „Schweres Geläuf“. Mein Motorrad und ich sahen aus wie die Schweine. Da es diese Tiere in der Türkei nicht gibt, waren wir beide quasi die Einzigen und genossen Artenschutz. Nur die türkischen LKW-Fahrer hielten sich nicht dran…


Ich hab versucht den Streckenverlauf einigermaßen zu fotografieren und zu filmen. Fakt ist, dass die ganzen Straßen im unteren Talsohlenbereich in den nächsten, wer weiß wieviel Jahren, nicht mehr gibt. Die werden alle geflutet. Die neuen Straßen und Tunnels hat man teilweise von unten sehen können. Die eine oder andere Wohnsiedlung hat schon nasse Füße und ist auch zum Teil auch verlassen. Hier wird das nächste Jahrhundert vorbereitet.

Für das Schauspiel an Schluchten, Felsen und Farben durch die Canyons hab ich die Verschmutzung in Kauf genommen. Ab und zu war es mir schon beklemmend zu mute, wenn ich so alleine in den relativ langen unbeleuchteten (also dunkelschwarz) mit verdrecktem Scheinwerfer und Visier durchfuhr. Ebenso in den schmalen Schluchten. Es könnte ja so nach Hollywood-Manier, da mal ne ordentliche Menge Wasser kommen oder so.
Andererseits war es natürlich auch einen Augenschmaus, an den aufgestauten Seen entlang zu fahren.
Es gab natürlich absolut keine Chance einen Sprung in das fast schon smaragdgrüne Wasser zu machen. Überall steile schroffe Felsen. Als ich dann noch einen falschen Abzweig durch die Baustellenbeschilderungen ca 20 Minuten also mit zurückfahren ca 40 Minuten, falsch gefahren bin, musste ich an Adam und Eva denken. Da die Story mit dem Apfel. Quasi ich bei 33°C mit Helm und Motorradklamotten, schwitzen ohne Ende, mit der Zornesröte im Gesicht und die Eva spielt das kühle Wasser als Apfel. Also drei Tage so etwas mitmachen, da kann der obere Stock schon mal rauchen.
Mein Navi war hier absolut überfordert und hätte mir da auch Kochrezepte vorlesen können.

Unterwegs ließ ich es mir nicht nehmen, irgendwo etwas Originales zu essen. Die beste Erfahrung hab ich gemacht, irgendwo höflich dazu zu kommen wo schon einige sind und ein Grill in Betrieb ist, oft auch an Tankstellen. Ich wurde immer höflich und großzügig aufgenommen. Im Detail wusste ich nicht immer alles so genau was es da so gibt, aber es hat jedes Mal super gut geschmeckt. Mit ca. 9-10 TL also 3€ - 3,3€ war ich satt incl. ½ L Wasser und zwei Cay. Danach winkte mir die  Meute beim Losfahren und weiter gings.

Diese nicht ganz unanstrengende Fahrerei hat natürlich Zeit gekostet. Meine ganze Planung zielte darauf ab, auf keinen Fall in der Dunkelheit zu fahren. Heute musste ich das Tabu großzügig brechen. In der Türkei ist die Uhrzeit eine Stunde weiter und irgendwie ist die Dämmerungsphase kürzer. Ruckzuck dreht dann einer den Lichtschalter auf schwarz.
 
Echte Tanker
Als ich vor Göle wieder in landwirtschaftlicher Gegend war und die Hochplateaus mich immer noch staunen ließen, haben die Jungs von der Feldtruppe auch Feierabend machen müssen. Was da auf einmal für ein Kolonnenbetrieb auf diesen Straßen war ist unbeschreiblich. Viele Pferdefuhrwerke mit Menschen drauf und überbreite Feld-Arbeitsgeräte auf denen auch mindestens ein Junge saß, die

ebenfalls von je einem Pferd gezogen wurden. Über Elektrik am Pferdefuhrwerk brauchen wir ja nicht diskutieren.
Somit wurde das Finale dieser Supertollen Tagesetappe noch sehr anstrengend.
 
Zur Not wir das Gras eben von dem Mittelstreifen gefressen, na und ...
So nun kommts, Einfahrt nach Kars, Hotel finden, Anspannung hoch, Navi hätte schlechter sein können, in Seitengässchen gefahren wo noch nie Licht gebrannt hat, rückwärts raus und immer Blick ins Schweinwerferlicht, 20:30 und 29°C : Hotel gefunden. In einer Stadt in der laut Recherche ca 65% Arbeitslosigkeit herrscht und man am besten bei oder neben der Polizei übernachtet. Ein Hotel nach meinem Geschmack. Vor der Eingangstür lümmeln ein paar dunkle Gestalten herum und hinter dem schmalen Tresen ein Halbstarker.
Nach dem er endlich meinen Namen auf seiner mit Bleistift gekritzelten Liste fand, ging das checkin Manöver in diesem Halbdunkel los. Ich geb ja zu dass mein Englisch nicht das Beste ist, aber seines ist eher mehr arabisch und ich musste leider öfters nachfragen. Mein Zimmer soll im 4. Stock sein von 5, kein Fahrstuhl, enge Treppen, kein sehr sicheren Parkplatz für mein Motorrad also das ganze Gepäck in den 4.. Dann erlaubt der sich, mich genervt zu fragen ob ich kein englisch verstehen würde. Es kam wie es kommen musste. Kesseldruck = Berstdruck!  Ich: „ Heh du Seggel, wer schafft mein Gepäck da hoch, mach mal Licht an in dieser Bude, in booking.com steht – hier wird meine Sprache gesprochen und…, sofort den Allrad einschalten jetzt, was weiß ich noch alles was ich noch zu ihm gesagt habe. Einer von dem Publikum wurde dann raus gedeutet um mir beim Gepäck hochtragen zu helfen. Im 4. Stock ging gar kein Flurlicht an, mit dem Feuerzeuglicht vom Tragehelfer fummelte ich den Schlüssel ins Türschloss.
Mein Einschlafgedanke war, so früh wie möglich weg hier!
















4 Kommentare:

  1. Hi Hubi, seit dem ich Deine SMS bekommen habe schaue ich täglich hier rein. Es ist irre was Du da alles erlebst. Ein paar mal habe ich schallend lachen müssen.... aber so kennen wir Dich. Mach weiter so. Kann es kaum erwarten die Fortsetzung zu lesen.
    Erika

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  2. Auch der Klimagipfel verfolgt Deine Tour halt die Ohren steif wir freuen uns auf den naechsten Stammtisch Gruss AK

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  3. Hallo Liebster,
    ich freue mich jeden Tag deine Erlebnisse zu lesen und ich freue mich jeden Tag, dass du heil angekommen bist!

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  4. Hallo Hubi, meine Frau und ich freuen uns jeden Tag über Dein Reisetagebuch und die tollen Eindrücke Deines Abenteuers. Wünsche Dir weiterhin a save Trip. Gruss Pete

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