Von Ardesen nach Kars über Uzundere und Narman.
Als erstes
war heute technischer Dienst angesagt. Reifen-, Bremsen-,Lampencheck und einen
kräftigen Schluck aus der Ölpulle.
Da ich
wusste der Tag wird lang, hab ich schon mal über booking.com, in Kars ein Hotel
gebucht. Dazu später noch ein Satz.
Schade dass
ein kurzfristiges Treffen mit Ahmed von Bodga (Nähe von Murgul) nicht geklappt
hat. Denn er hat mir „vom besten Tee der Welt“ aus seiner Heimat erzählt. Diesen Ahmed hab
ich auch im Zug kennengelernt. Dort hat er mir seine Telefonnummer und Adresse
gegeben, „die musst du nur vorzeigen, alle kennen mich dort“. Zur Sicherheit
hatte ich noch ein Fahndungsfoto von ihm gemacht. Hilft aber alles nichts wenn
er sonntags in Ankara ist und ich in den Teebüschen.
Tatsache
ist, dass dort die Firma Lipton (England) einige Produktionsstätten hat und
Caypur heißt. Die Schwarzmeerküste hat hier ein sehr feuchtwarmes Klima das der
auflandige Wind in die Berghänge treibt. Dies bewirkt anscheinend, dass der Tee
eine besondere Qualität bekommt bzw. hat.
Teepflückerin |
Teehänge |
Lipton |
Es ist ja
auch so, wenn die Türken von ihrer Heimat erzählen, ist es genau dort wo sie
grad herkommen, am schönsten, besten und das Essen sowieso immer gut. Die Jungs
haben auch noch recht. Jeder für sich, wenn die von ihrer Familie und von zu
Hause erzählen, kommen sie richtig ins Schwärmen. Und dann noch die anstehende
Wiedersehensfreude. Ja das hat was …
Brücken als gutes Symbol für Verbindung oder Überwindung...... |
Seilbahnen für Abtransport aus den Teehängen |
Tragegerät fur den Abtransport |
Die haben ja
das Sammelsäckchen schon an der Pflück-Schere dran. Wie die Pflückzeiten sind
hab ich noch nicht heraus bekommen. Da es ja keine Blütezeiten oder Reifezeiten
gibt, haben die vielleicht einfach nur Schonzeiten um dass sich die Pflanze
erholt und wieder schön satt grün nachwächst.
Was jetzt an
Grandiosität des Streckenverlaufs auf mich zukam, war das schönste und beeindruckenste
was ich in der Türkei bisher gefahren habe. Bei meinen Vorabrecherchen bin ich
von den www.grobstolligen.de auf
einen Canyon-Abschnitt zwischen Yusufeli und Uzundere hingewiesen worden. Ich
hab mir natürlich die volle Version von Artvin bis Narman, angetan. Die Zeit
für den angedachten Sumela-Kloster Besuch bei Trabzon hab ich dafür eingesetzt.
Gute Entscheidung, beim Kloster hätte ich noch viele Treppen steigen müssen.
Die besagte
Canyonfahrt war zu 80% Großbaustelle, deswegen „Schweres Geläuf“. Mein Motorrad
und ich sahen aus wie die Schweine. Da es diese Tiere in der Türkei nicht gibt,
waren wir beide quasi die Einzigen und genossen Artenschutz. Nur die türkischen
LKW-Fahrer hielten sich nicht dran…
Ich hab
versucht den Streckenverlauf einigermaßen zu fotografieren und zu filmen. Fakt
ist, dass die ganzen Straßen im unteren Talsohlenbereich in den nächsten, wer
weiß wieviel Jahren, nicht mehr gibt. Die werden alle geflutet. Die neuen Straßen
und Tunnels hat man teilweise von unten sehen können. Die eine oder andere
Wohnsiedlung hat schon nasse Füße und ist auch zum Teil auch verlassen. Hier
wird das nächste Jahrhundert vorbereitet.
Für das
Schauspiel an Schluchten, Felsen und Farben durch die Canyons hab ich die
Verschmutzung in Kauf genommen. Ab und zu war es mir schon beklemmend zu mute,
wenn ich so alleine in den relativ langen unbeleuchteten (also dunkelschwarz)
mit verdrecktem Scheinwerfer und Visier durchfuhr. Ebenso in den schmalen
Schluchten. Es könnte ja so nach Hollywood-Manier, da mal ne ordentliche Menge
Wasser kommen oder so.
Andererseits
war es natürlich auch einen Augenschmaus, an den aufgestauten Seen entlang zu
fahren.
Es gab
natürlich absolut keine Chance einen Sprung in das fast schon smaragdgrüne
Wasser zu machen. Überall steile schroffe Felsen. Als ich dann noch einen
falschen Abzweig durch die Baustellenbeschilderungen ca 20 Minuten also mit
zurückfahren ca 40 Minuten, falsch gefahren bin, musste ich an Adam und Eva
denken. Da die Story mit dem Apfel. Quasi ich bei 33°C mit Helm und
Motorradklamotten, schwitzen ohne Ende, mit der Zornesröte im Gesicht und die
Eva spielt das kühle Wasser als Apfel. Also drei Tage so etwas mitmachen, da
kann der obere Stock schon mal rauchen.
Mein Navi war
hier absolut überfordert und hätte mir da auch Kochrezepte vorlesen können.
Unterwegs
ließ ich es mir nicht nehmen, irgendwo etwas Originales zu essen. Die beste
Erfahrung hab ich gemacht, irgendwo höflich dazu zu kommen wo schon einige sind
und ein Grill in Betrieb ist, oft auch an Tankstellen. Ich wurde immer höflich
und großzügig aufgenommen. Im Detail wusste ich nicht immer alles so genau was es
da so gibt, aber es hat jedes Mal super gut geschmeckt. Mit ca. 9-10 TL also 3€
- 3,3€ war ich satt incl. ½ L Wasser und zwei Cay. Danach winkte mir die Meute beim Losfahren und weiter gings.
Diese nicht
ganz unanstrengende Fahrerei hat natürlich Zeit gekostet. Meine ganze Planung
zielte darauf ab, auf keinen Fall in der Dunkelheit zu fahren. Heute musste ich
das Tabu großzügig brechen. In der Türkei ist die Uhrzeit eine Stunde weiter
und irgendwie ist die Dämmerungsphase kürzer. Ruckzuck dreht dann einer den
Lichtschalter auf schwarz.
Als ich vor Göle wieder in landwirtschaftlicher Gegend
war und die Hochplateaus mich immer noch staunen ließen, haben die Jungs von
der Feldtruppe auch Feierabend machen müssen. Was da auf einmal für ein Kolonnenbetrieb
auf diesen Straßen war ist unbeschreiblich. Viele Pferdefuhrwerke mit Menschen
drauf und überbreite Feld-Arbeitsgeräte auf denen auch mindestens ein Junge saß,
die
ebenfalls
von je einem Pferd gezogen wurden. Über Elektrik am Pferdefuhrwerk brauchen wir
ja nicht diskutieren.
Somit wurde
das Finale dieser Supertollen Tagesetappe noch sehr anstrengend.
So nun
kommts, Einfahrt nach Kars, Hotel finden, Anspannung hoch, Navi hätte
schlechter sein können, in Seitengässchen gefahren wo noch nie Licht gebrannt
hat, rückwärts raus und immer Blick ins Schweinwerferlicht, 20:30 und 29°C :
Hotel gefunden. In einer Stadt in der laut Recherche ca 65% Arbeitslosigkeit herrscht
und man am besten bei oder neben der Polizei übernachtet. Ein Hotel nach meinem
Geschmack. Vor der Eingangstür lümmeln ein paar dunkle Gestalten herum und
hinter dem schmalen Tresen ein Halbstarker.
Nach dem er
endlich meinen Namen auf seiner mit Bleistift gekritzelten Liste fand, ging das
checkin Manöver in diesem Halbdunkel los. Ich geb ja zu dass mein Englisch nicht
das Beste ist, aber seines ist eher mehr arabisch und ich musste leider öfters
nachfragen. Mein Zimmer soll im 4. Stock sein von 5, kein Fahrstuhl, enge
Treppen, kein sehr sicheren Parkplatz für mein Motorrad also das ganze Gepäck
in den 4.. Dann erlaubt der sich, mich genervt zu fragen ob ich kein englisch
verstehen würde. Es kam wie es kommen musste. Kesseldruck = Berstdruck! Ich: „ Heh du Seggel, wer schafft mein Gepäck
da hoch, mach mal Licht an in dieser Bude, in booking.com steht – hier wird
meine Sprache gesprochen und…, sofort den Allrad einschalten jetzt, was weiß
ich noch alles was ich noch zu ihm gesagt habe. Einer von dem Publikum wurde
dann raus gedeutet um mir beim Gepäck hochtragen zu helfen. Im 4. Stock ging
gar kein Flurlicht an, mit dem Feuerzeuglicht vom Tragehelfer fummelte ich den
Schlüssel ins Türschloss.
Mein
Einschlafgedanke war, so früh wie möglich weg hier!
Hi Hubi, seit dem ich Deine SMS bekommen habe schaue ich täglich hier rein. Es ist irre was Du da alles erlebst. Ein paar mal habe ich schallend lachen müssen.... aber so kennen wir Dich. Mach weiter so. Kann es kaum erwarten die Fortsetzung zu lesen.
AntwortenLöschenErika
Auch der Klimagipfel verfolgt Deine Tour halt die Ohren steif wir freuen uns auf den naechsten Stammtisch Gruss AK
AntwortenLöschenHallo Liebster,
AntwortenLöschenich freue mich jeden Tag deine Erlebnisse zu lesen und ich freue mich jeden Tag, dass du heil angekommen bist!
Hallo Hubi, meine Frau und ich freuen uns jeden Tag über Dein Reisetagebuch und die tollen Eindrücke Deines Abenteuers. Wünsche Dir weiterhin a save Trip. Gruss Pete
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